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Gescher-Süd droht Evakuierung

 

Gescher. Gescher-Süd steht unter Umständen vor einer großen Evakuierungsmaßnahme. Der Kampfmittelräumdienst rückt am Dienstag (9. 10.) an und untersucht elf Verdachtsstellen zwischen altem Bahnhof und Reiterhof Wissing. „Im Falle eines Bombenfundes werden wir vorsorglich evakuieren“, kündigte Fachbereichsleiter Berthold Entrup gestern an. Sollte ein Blindgänger aus dem Weltkrieg entschärft oder geborgen werden müssen, betrifft die Evakuierung Betriebe und Wohngebäude im Umkreis von 300 Metern – oder mehr. „Wir treffen alle Sicherheitsmaßnahmen, die erforderlich sind. Panik ist fehl am Platze“, sagte Entrup.

Von Jürgen Schroer – Gescherer Zeitung

Auslöser ist ein Projekt des Abwasserwerkes, das hinter dem alten Bahnhof einen Kanal verlegen und ein Regenrückhaltebecken bauen will. Bei Erdarbeiten dieser Größenordnung erfolgt üblicherweise ein Luftbildabgleich. Ergebnis: „Es gibt eindeutige Hinweise auf eine mögliche Kampfmittelbelastung“, so Entrup. Das drei Hektar große Untersuchungsgebiet war im Zweiten Weltkrieg Ziel einer „mittleren Bombardierung“. Mindestens zwei Blindgänger müssten sich nach den Unterlagen der Behörden im Erdreich befinden. Vor diesem Hintergrund ist die gesamte Fläche in der Vorwoche detektiert worden. Elf Verdachtsstellen mit „eisenhaltigen Gegenständen im Boden“ sind dabei entdeckt worden – eine Menge. Entrup: „Was hier liegt, wissen wir nicht. Deshalb müssen wir die Funde freilegen.“

Mit einem Bagger werden Fachleute am Dienstag gegen 8 Uhr anrücken und die Erdschichten vorsichtig abtragen. Sollten gefährliche Kampfmittel entdeckt werden, wird es ernst: „Dann müssen wir evakuieren.“ In einem Umkreis von voraussichtlich 300 Metern – im ungünstigen Fall auch bis zu 500 Metern – müssten alle Menschen zum eigenen Schutz die Sperrzone verlassen. Das Kerngebiet befindet sich im Karree zwischen Bahnhofstraße, Schildarpstraße, Venneweg und Schlesierring. Betroffen wären laut Verwaltung etwa 1000 Anwohner plus die Arbeitnehmer in den dort ansässigen Firmen. Über Lautsprecherdurchsagen und durch Anklingeln an den Haustüren werden alle Bürger über die Lage informiert.

Vom Feuerwehrgerätehaus aus – dort befindet sich die Einsatzleitung – wird alles koordiniert. Im Ernstfall werden über 100 Kräfte von Feuerwehr, DRK, Polizei, Bauhof und Stadtverwaltung im Einsatz sein. „Zaungäste“ sind unerwünscht, sollte ein alter Munitionskörper entschärft oder geborgen werden müssen, wird der gesamte Bereich komplett abgesperrt. „Die Absperrpunkte werden personell besetzt sein“, kündigt Entrup eine strikte Umsetzung an. Sollten sich Bürger weigern, ihre Wohnung zu verlassen, könne zwangsweise geräumt werden – zum Schutz der Betroffenen.

Für die evakuierten Personen richtet die Stadt Gescher einen zentralen Sammelpunkt im Aula-/Mensagebäude der Hauptschule am Borkener Damm ein. Bei zusätzlichem Bedarf werden auch die Don-Bosco-Halle und die große Dreifachturnhalle einbezogen. Hier werden die Menschen vom DRK betreut. Entrup: „Das ist ein Angebot. Natürlich ist es jedem freigestellt, sich woanders aufzuhalten.“

Quelle: Gescherer Zeitung